Der Weg zum ersten Marathon: Tipps und Tricks für Anfänger
- Michael Dirscherl

- 6. Nov. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Einen Marathon zu laufen, gehört für viele Menschen zu den sportlichen Höhepunkten ihres Lebens. Die 42,195 Kilometer stellen jedoch hohe Anforderungen an Körper und Geist und erfordern eine sorgfältige Vorbereitung. Für Anfänger ist es besonders wichtig, grundlegende Tipps und wissenschaftlich fundierte Herangehensweisen zu beachten, um den ersten Marathon gesund, effizient und erfolgreich zu meistern. Dieser Beitrag bietet einen Überblick über die wichtigsten Aspekte der Marathonvorbereitung für Einsteiger.
1. Setze realistische Ziele und plane langfristig
Viele Anfänger starten mit einer hohen Motivation, was jedoch oft zu Überlastungen und Verletzungen führen kann. Studien zeigen, dass eine realistische Zielsetzung und ein langfristiger Trainingsaufbau für Anfänger entscheidend sind, um gesund und kontinuierlich Fortschritte zu machen (Santos-Lozano et al., 2016). Experten empfehlen, mindestens sechs bis acht Monate auf einen Marathon hin zu trainieren, insbesondere wenn nur wenig Lauferfahrung vorhanden ist. Ein schrittweises Steigern des Trainingsumfangs verhindert Überlastungsschäden und ermöglicht es dem Körper, sich an die Anforderungen anzupassen.
2. Das richtige Tempo finden
Eine der größten Herausforderungen für Anfänger besteht darin, das richtige Lauftempo zu finden. Ein zu hohes Anfangstempo kann schnell zur Erschöpfung führen und den Marathon in ein belastendes Erlebnis verwandeln. Die sogenannte „Rate of Perceived Exertion“ (RPE), die angibt, wie anstrengend sich das Laufen anfühlt, ist ein wertvolles Werkzeug, um das Tempo zu regulieren (Borg, 1982). Für Anfänger empfiehlt sich ein Tempo, bei dem noch problemlos gesprochen werden kann. Das Herz-Kreislauf-System und die Muskulatur profitieren dabei am meisten von moderater Belastung, die die aerobe Kapazität verbessert und die Ermüdungsresistenz steigert.
3. Kontinuierliches Training der Ausdauer
Der Marathon ist eine enorme Ausdauerbelastung, und der Aufbau der sogenannten Grundlagenausdauer ist daher entscheidend. Studien haben gezeigt, dass regelmäßige, moderate Belastungen über längere Zeiträume besonders effektiv sind, um die Sauerstoffaufnahme und die Effizienz des Herz-Kreislauf-Systems zu steigern (Midgley et al., 2007). Für Anfänger eignen sich wöchentliche lange Läufe, bei denen die Laufzeit schrittweise um fünf bis zehn Prozent gesteigert wird. Dieser Ansatz verbessert nicht nur die aerobe Kapazität, sondern erhöht auch die mentale Belastbarkeit.
4. Die Bedeutung von Regeneration und Schlaf
Nicht nur das Training selbst, sondern auch die Regeneration ist entscheidend für eine erfolgreiche Marathonvorbereitung. Studien unterstreichen die Bedeutung von Schlaf und Ruhezeiten für die Erholung der Muskulatur und das Immunsystem (Fullagar et al., 2015). Ein optimaler Schlaf von sieben bis acht Stunden pro Nacht unterstützt die Erholung und hilft dem Körper, sich an die steigenden Belastungen anzupassen. Auch das Einplanen von Ruhetagen in den Trainingsplan trägt zur Verletzungsprävention und Leistungssteigerung bei.
5. Die richtige Ernährung als Energiequelle
Eine ausgewogene und bedarfsgerechte Ernährung spielt eine Schlüsselrolle bei der Vorbereitung auf einen Marathon. Kohlenhydrate sind dabei die wichtigste Energiequelle, da sie während längerer Belastungen leicht verfügbar sind und die Glykogenspeicher der Muskulatur auffüllen (Burke et al., 2011). Experten empfehlen, vor allem an Tagen mit langen Läufen auf eine erhöhte Kohlenhydratzufuhr zu achten. Zusätzlich ist es wichtig, ausreichend Proteine für die Regeneration der Muskulatur und gesunde Fette für die allgemeine Leistungsfähigkeit zu sich zu nehmen.
6. Mentale Vorbereitung und Stressbewältigung
Der Marathon ist nicht nur eine körperliche, sondern auch eine mentale Herausforderung. Psychologische Studien zeigen, dass die mentale Einstellung entscheidend für das Durchhaltevermögen und den Erfolg ist (Samson et al., 2015). Positive Selbstgespräche, Visualisierungstechniken und das Setzen kleiner Zwischenziele auf der Strecke sind effektive Strategien, um den Fokus zu bewahren und die Motivation aufrechtzuerhalten. Auch das Laufen in der Gruppe oder mit einem Laufpartner kann unterstützend wirken und für zusätzliche Motivation sorgen.
7. Anpassung an unterschiedliche Wetterbedingungen
Wetter und Umgebungsbedingungen spielen beim Marathon eine bedeutende Rolle. Hohe Temperaturen, Regen oder starker Wind können die Laufleistung beeinflussen und erfordern besondere Vorbereitung. Studien belegen, dass Läufer, die regelmäßig unter verschiedenen Wetterbedingungen trainieren, besser auf unvorhergesehene Herausforderungen vorbereitet sind und ihre Leistung auch bei schwierigen Bedingungen stabil halten können (Cheung et al., 2000). Anfänger sollten sich daher schrittweise an wechselnde Wetterbedingungen gewöhnen und verschiedene Streckenprofile testen.
Die Vorbereitung auf einen Marathon ist eine anspruchsvolle, aber erreichbare Aufgabe, die körperliche und mentale Stärke erfordert. Indem Anfänger diese wissenschaftlich fundierten Tipps befolgen, schaffen sie eine solide Grundlage, um die Herausforderung des ersten Marathons erfolgreich zu meistern.
Auch wenn viele dieser Tipps vielleicht banal klingen mögen, so sind sie doch essentiell für eine gelungene Marathonvorbereitung. Sobald eine oder mehrere dieser Säulen wegbrechen kann es zu Verletzungen oder Übertraining kommen.
Quellen
Borg, G. A. (1982). Psychophysical bases of perceived exertion. Medicine and science in sports and exercise, 14(5), 377-381.
Burke, L. M., Hawley, J. A., Wong, S. H., & Jeukendrup, A. E. (2011). Carbohydrates for training and competition. Journal of Sports Sciences, 29(sup1), S17-S27.
Cheung, S. S., McLellan, T. M., & Tenaglia, S. (2000). The thermophysiology of uncompensable heat stress. Physiological Reviews, 80(3), 1133-1191.
Fullagar, H. H., Skorski, S., Duffield, R., Hammes, D., Coutts, A. J., & Meyer, T. (2015). Sleep and athletic performance: the effects of sleep loss on exercise performance, and physiological and cognitive responses to exercise. Sports Medicine, 45(2), 161-186.
Midgley, A. W., McNaughton, L. R., & Wilkinson, M. (2007). Is there an optimal training intensity for enhancing the maximal oxygen uptake of distance runners? Sports Medicine, 37(12), 1043-1063.
Samson, A., Simpson, D., Kamphoff, C., & Langlier, A. (2015). Think aloud: An examination of distance runners' thought processes. International Journal of Sport and Exercise Psychology, 15(2), 176-189.
Santos-Lozano, A., Marín, P. J., & Lucia, A. (2016). Effects of exercise on cardiovascular health: A review. Journal of Cardiovascular Nursing, 31(2), 154-160.




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